Jahrgänge
1980-1989

Geschichte:

1980: Die Sowjetunion startete zur Unterstützung der kommunistisch gesinnten Regierung Afghanistans zu Beginn des Jahres eine Großoffensive, die international verurteilt wurde. Die USA verhängten umgehend massive Sanktionen gegen die UdSSR. Auch an den XXII. Olympischen Sommerspielen, die in Moskau stattfanden, beteiligten sie sich nicht. Die Bundesrepublik und Japan blieben den Spielen ebenfalls fern, um ihren deutlichen Protest gegen den Einmarsch des sowjetischen Militärs in Afghanistan zu manifestieren. Insgesamt wurden die Spiele von 57 Ländern boykottiert. Den brutalen Kriegshandlungen folgte die Ratifizierung eines Vertrages zwischen der Sowjetunion und Afghanistan, der die Stationierung sowjetischer Soldaten rechtfertigen sollte. Wenige Monate später wurde von Seiten der UdSSR ein Teilabzug der Truppen aus dem südasiatischen Binnenstaat bekannt gegeben.
Das weltberühmteste Bier- und Volksfest in München wurde am 26. September von einem Bombenattentat überschattet. Es waren 13 Tote und 200 Verletzte zu beklagen. Unter den Opfern befand sich der rechtsradikale Attentäter. Um den Gegebenheiten der modernen Zeit Rechung zu tragen, wurde in Karlsruhe eine neue Partei gegründet, die sich auf Bundesebene ausbreitete: „Die Grünen“. Vorrangige Programm-Themen waren Fragen des Umweltschutzes. Die Partei, deren links-demokratisch gesinnte Mitglieder sich zunächst durch eine zur Schau getragene Lockerheit im Parlamentsalltag präsentierten, gehört heute zu den etablierten, politischen Vereinigungen.
Wie die Würfel auch fallen, einer hat sich zu einem Kultwürfel gemausert: der „Zauberwürfel“, den der ungarische Designer Ernő Rubiks erfand.


1981: Zu Jahresbeginn trat in den USA der 40. Präsident des Landes sein Amt an: Ronald Reagan. Er wurde als politischer Hardliner bezeichnet. Nicht Entspannungspolitik, sondern als Sieger aus dem Rüstungswettlauf gegen den Warschauer Pakt hervorzugehen, hatte Reagan öffentlich bekundet. Bereits im August plädierte er für den Bau der Neutronenbombe. Im Oktober kam es in Ägypten zu einem Regierungswechsel. Der bisherige Vize-Präsident des Landes Mohammed Hosni Mubarak übernahm als Nachfolger das Amt des ermordeten Anwar as-Sadat. Die Sowjetunion provozierte Polen durch Manöver in Grenznähe, um ihren Druck auf das Land zu untermauern, die sogenannte Konterrevolution zu bekämpfen, wie die im Vorjahr gegründete, freie Gewerkschaft „Solidarność“ von den Sowjets gewertet wurde. Es kam zum Verbot dieser Gewerkschaft und der polnische Regierungschef Wojciech Jaruzelski verhängte das Kriegsrecht. Die Unruhen im Land nahmen zu. Unruhig war es auch in der Bundesrepublik. Großdemonstrationen von Atomkraftgegnern waren fortwährend ein Thema der Berichterstattung. Die größte Kundgebung mit ca. 50.000 Beteiligten war der Wilstermarsch. Friedlich und in polizeilicher Begleitung machten die Demonstranten ihren Unmut gegen das geplante Kernkraftwerk Brokdorf deutlich. Erstmals wurde vom US-Seuchenschutz ein Bericht über eine Immunschwächekrankheit veröffentlicht – AIDS. Die Meldung wurde weltweit noch kaum wahrgenommen. Wahrgenommen wurde aber mit großer Anteilnahme die Hochzeit im britischen Königshaus. Lady Diana Spencer und Prinz Charles heirateten am 29. Juli. Und die ARD strahlte erstmals eine Folge der US-Serie „Dallas“ aus.


 

1982: Im Sommer des Jahres beherrschte die NATO-Gipfelkonferenz das politische Geschehen in der Bundesrepublik. Sie fand in Bonn statt und wurde umrahmt von einer Friedenskundgebung riesigen Ausmaßes. Es war der bis dato größte Aufmarsch dieser Art in der Geschichte der BRD.
Misstrauen gegen die Politik Helmut Schmidts (SPD) – das war im Herbst der Auslöser für den Wechsel im Bundeskanzleramt. Am 1. Oktober trat der CDU-Politiker Helmut Kohl die Nachfolger Schmidts an.
Die Fußballweltmeisterschaft in Spanien brachte in diesem Jahr einen grandiosen Sieg für Italien: Zum dritten Mal wurde das Land Weltmeister. Das Endspiel hatte Italien gegen Deutschland bestritten und mit einem 3:1 Sieg hatte es die BRD auf den Platz des Vize-Weltmeisters verwiesen.
Einen ersten Platz allerdings konnte Nicole beim 27. Eurovision Song Contest belegen. Im englischen Harrogate sang sie sich mit „Ein bisschen Frieden“ in die Herzen der Menschen und verließ die Bühne als Siegerin. Erfolgreich war auch Michael Jackson mit seinem neuen Album „Thriller“, das im November erschien. Das Ende der schwedischen Gruppe „ABBA“ war für die Fans kein Grund zu Freude.
Ein Schock war der Tod der Leinwandlegende Romy Schneider, die am 29. Mai aus nicht ganz geklärten Umstanden starb. Dass sie an gebrochenem Herzen starb, war eine Interpretation der Presse, die sich bis heute hält. Ebenso unerwartet war der Tod der Fürstin von Monaco, der früheren, amerikanischen Schauspielerin Grace Kelly, die bei einem Autounfall ums Leben kam.


 

1983: Wie ein Paukenschlag ging der Fund der Hitler-Tagebücher durch die Presse. Der „Stern“ gab ihn exklusiv bekannt, hatte er sie doch für 9,3 Millionen D-Mark dem Maler Konrad Kujau abgekauft. Ebenso spektakulär war die Meldung, dass es sich um eine Fälschung handelte. Kujau hatte sich bereits einen Namen als „anerkannter“ Kunstfälscher gemacht.
Der Bericht des „Spiegel“ über die tödliche Krankheit AIDS entsprach der Wahrheit. Das Vorhandensein der Krankheit und ihre schnelle Verbreitung hatten von nun an einen festen Platz in den Köpfen der Menschen. In Berlin war bereits am 23. September die Gründung der deutschen AIDS-Hilfe eine prompte Folge durch die bereits in Deutschland betroffenen Menschen.
Franz-Josef-Strauss, der bayerische CSU-Ministerpräsident, vermittelte mit Bürgschaft der Bundesregierung einen Milliardenkredit an die DDR. Ein kulturelles Geschenk folgte: Im Berliner Palast der Republik trat Udo Lindenberg am 25. Oktober bei einem Rockkonzert auf. Er kam mit dem „Sonderzug nach Pankow“, einem Lied, das zum Kult-Hit wurde.
Und in Sachen Kommunikation wurde die Welt mobiler. Das erste Mobiltelefon kam in Amerika auf den Markt, ein Motorola DynaTAC 8000X. Es wog 800 Gramm! Kaum zu glauben.


 

1984: Von den XIV. Olympischen Winterspiele im jugoslawischen Sarajevo kam die DDR-Eiskunstläuferin Katarina Witt mit einer Goldmedaille zurück. Die DDR bekam wieder einen Milliardenkredit. Die Bundesrepublik übernahm die Bürgschaft für diese durch Banken finanzierte, zweite Anleihe. Sie war aber gewiss nicht der Grund für die im August festgeschriebene Anschnallpflicht, die bei Zuwiderhandlungen immerhin eine Geldbuße von 40 DM nach sich zog. In der Bundesrepublik wurde zudem das Amt des Bundespräsidenten neu besetzt. Richard von Weizsäcker übernahm diese höchste Position im Staat am 1. Juli. Zwei extremistische Anhänger der Sikh-Religion verübten am 31. Oktober in Indien ein Attentat auf die Ministerpräsidentin Indira Gandhi, das tödlich endete. Das Attentat zog Unruhen nach sich, bei denen etwa 1.000 Menschen starben. Das Amt des Ministerpräsidenten übernahm Rajiv Gandhi, der Sohn der getöteten Politikerin. Im Dezember kam es in der Prager Botschaft zu einem Hungerstreik. Vierzig von 68 aus der DDR Geflüchteten wollten damit ihre Ausreise in den Westen erzwingen. Unfreiwillig hungerten die Menschen in Afrika, wo eine anhaltende Dürre die Ernten vernichtet und Hungersnöte ausgelöst hatte. Allein in Äthiopien starben im Monat dort etwa 20.000 unterernährte Kinder. Apple bringt mit großer Werbung den Macintosh auf den Markt.


 

1985: Den Posten als Generalsekretär der KPdSU hatte seit dem 11. März Michail Gorbatschow inne. Mit dieser Veränderung an der Spitze der sowjetischen Partei warfen große Ereignisse ihre Schatten voraus, denn der 54-jährige Politiker war weltoffener als seine betagten Vorgänger. Er war ein Hoffnungsträger, nicht nur für das eigene Land. In der Bundesrepublik machte Richard von Weizsäcker viel beachtete Schlagzeilen mit seiner großen Rede am 8. Mai, dem Tag, an dem der Zweite Weltkrieg beendete worden war. Dieser Tag, der sich zum 40. Mal jährte, war Anlass für den Bundespräsidenten, nicht nur diesem, sondern auch den aktuellen Geschehnissen in Europa Aufmerksamkeit zu widmen und sich zudem gegen Gewaltherrschaft jeglicher Art auszusprechen. Ein Tauschgeschäft, das die Menschen in Ost- und Westdeutschland bewegte, war am 11. Juni der Austausch von 25 Westspionen gegen vier aus dem Osten, die auf der Glienicker Brücke in Berlin die Seiten wechselten.
Fast ebenso spektakulär wie der Untergang der „Titanic“ war am 1. September der Fund des Wracks des gesunkenen Schiffes. Jean-Louis Michel und Robert Ballard, zwei französische Meeresforscher, entdeckten es im Rahmen einer Expedition mit Hilfe modernster Geräte.
Die Sportwelt entdeckte ein neues, aufstrebendes Tennis-Talent: Boris Becker. Er gewann 17-jährig als erster Deutscher das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon.


 

1986: Sie hätte ein wissenschaftlicher Erfolg werden sollen, die Mission STS-51-L, zu der die US-Raumfähre „Challenger“ abhob. Millionen verfolgten den Start am Bildschirm und das Entsetzen war maßlos, als die Raumfähre kurz nach ihrem Start auseinander brach. Die sieben Astronauten im Innern der Fähre waren rettungslos dem Tod geweiht. Der sowjetische Parteichef Michail Gorbatschow ließ nicht lange mit seinen Reformen auf sich warten. Im Januar schlug er dem Westen die Abrüstung aller Kernwaffen bis zur Jahrtausendwende vor und im Februar brachte er auf dem 27. Parteitag der KPdSU zwei russische Vokabeln in den europäischen Sprachgebrauch ein: Glasnost (Offenheit), womit er auf mehr Presse- und Redefreiheit im Land anspielte und Perestroika (Umgestaltung), ein Schlagwort, das eine Erneuerung der Demokratie beinhaltete. Im Frühjahr desselben Jahres erschütterte eine Reaktorkatastrophe die Welt, als im Norden der Ukraine, in der Nähe von Kiew, im Atomkraftwerk Tschernobyl ein Reaktor explodierte. Es wurde so viel radioaktive Strahlung freigesetzt, dass davon viele europäische Länder in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es war ein nuklearer Unfall von verheerendem Ausmaß, dessen Spuren heute noch sichtbar sind. Schweden verlor in dem Jahr seinen sozial-demokratischen Ministerpräsidenten. Der 59-jährige Olof Palme wurde bei einem Attentat am 28. Februar auf offener Straße angeschossen. Er erlag seinen Verletzungen am selben Tag.


 

1987: Für die ARD schien zum Jahreswechsel die Zeit stehen geblieben zu sein. Der Sender übertrug die Neujahrsansprache des Vorjahres von Bundeskanzler Helmut Kohl. Dass die Neujahrsansprache des US-Präsidenten Ronald Reagan an das sowjetische Volk von Radio Moskau ausgestrahlt wurde, war jedoch kein Fehler.
Für Berlin war das Jahr ein Grund zum Feiern. Die Stadt beging ihr 750. Jubiläum und das wurde mit vielen Veranstaltungen jenseits und diesseits der Mauer begangen. Während der DDR-Staatsratsvorsitzende Erich Honecker mit starrem Lächeln den Damen des Friedrichstadtpalastes zuwinkte, die an seiner Tribüne vorbei tänzelten, hatte Westberlin hohen Besuch. Der US-Präsident Ronald Reagan hatte es sich nicht nehmen lassen zu kommen. Seiner Rede am Brandenburger Tor lauschten alle Berliner Ohren, vor allem seiner Aufforderung an den sowjetischen Parteichef Gorbatschow, er möge die Mauer niederreißen lassen.
Die Mauer fiel nicht sofort, aber Erich Honecker stattete der Bundesrepublik als erster DDR-Staatschef einen Besuch ab. Auch die USA und die Sowjetunion bewegten sich ein Stück aufeinander zu. Sie setzten beiderseits ihre Unterschrift unter einen Vertrag, der den vollständigen Abbau aller nuklearen Mittelstreckenwaffen zum Inhalt hatte.
Als die Bundesrepublik im August beschlossen hatte, 100 DM anstelle von 30 DM als Begrüßungsgeld auszuzahlen, war noch nicht abzusehen, dass die Summe zwei Jahre später tausendfach ausgezahlt werden sollte.


1988: In Sachen Sport blickten die Menschen im Februar nach Calgary in Kanada. Vom 13. bis 28. Februar fanden in dieser modernen Großstadt die XV. Olympischen Winterspiele statt. Mit 29 Medaillen fuhr die sowjetische Mannschaft nach Hause, die DDR räumte 25 davon ab (eine goldene holte Katarina Witt im Eiskunstlauf zum wiederholten Mal) und die Bundesrepublik gewann acht Medaillen. Das war in dem Jahr längst nicht alles, was die Sportbegeisterten bewegte, denn die Bundesrepublik war Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft, die von den Niederländern gewonnen wurde. Sie hatten die UdSSR mit einem überlegenen 2:0 geschlagen. Und noch ein Highlight hatte der Sport in petto. Als erste Deutsche gewann Steffi Graf alle vier Grand-Slam-Turniere. Der Sieg über die Argentinierin Gabriela Sabatini bei den US-Open hatte eine sensationelle Pokalserie vollendet. Dass sie danach noch den Olympischen Sieg holte wurde der Golden Slam ihrer Laufbahn.
So finster, wie sich der 18. März über Borneo im Westpazifik zeigte, wo einen totale Sonnenfinsternis zu beobachten war, sah der Kulturaustausch zwischen Ost- und Westdeutschland nicht mehr aus. Immerhin wurde Loriots „Ödipussi“ zeitgleich in Ost- und Westberlin uraufgeführt.
Und dass die UdSSR ihren Rückzug aus Afghanistan begann und wenig später auch der Erste Golfkrieg zwischen dem Iran und dem Irak beendet wurde, waren politisch gute Nachrichten.


 

1989: Sieht man von dem Massaker in Peking auf dem Platz des Himmlischen Friedens ab, bei dem das Militär in allen Teilen der Stadt einen Volksaufstand brutal beendete, der mehrere tausend Opfer forderte, so war das Jahr 1989 unbestritten politisch das Jahr der Deutschen und des Ostblocks.
Bereits im Januar verzichteten in Ungarn und Polen die Kommunisten auf ihren alleinigen Machtanspruch. Durch den ungarischen Abbau der Grenze zu Österreich wurde der Eiserne Vorhang im wahrsten Sinne des Wortes löcherig. Über Ungarn setzten sich gleich danach viele DDR-Bürger in den Westen ab und in der Prager Botschaft erzwangen sich Ausreisewillige die Genehmigung, die DDR zu verlassen. Das Eingreifen des bundesdeutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher war hierbei von maßgeblicher Bedeutung. In Leipzig zeigten im Oktober die Menschen ihren Unmut auf den Montagsdemonstrationen. Waren es am 2. Oktober 20.000 Teilnehmer, erhöhte sich in der Woche darauf ihre Zahl auf 70.000. Die politische Wende war unübersehbar geworden. Wieder eine Woche später nahmen bereits 120.000 Menschen an der Montagsdemonstration teil. Zwei Tage später, am 18. Oktober trat Erich Honecker von seinen Ämtern zurück. Seine leeren Worte zum 40. Jahrestag der DDR waren ohnehin verhallt. Dem Aufruf der DDR-Künstlerverbände, sich im Sinne einer Demokratie zu einer Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz einzufinden, folgten mehr als 500.000 Menschen. Ausschreitungen gab es dabei kaum. Am 9. November fiel die Mauer, die 28 Jahre lang nicht nur eine Stadt, sondern ein Land getrennt hatte, denn mit dem Fall der Mauer wurde auch die innerdeutsche Grenze geöffnet.


Quelle: http://www.was-war-wann.de