Jahrgänge
1940-1949
Geschichte:
1940: Der Zweite Weltkrieg dominierte den deutschen Alltag. Auch die Bevölkerung hatte sich zum großen Teil mitreißen lassen von den Eroberungsplänen Adolf Hitlers. Siegesmeldungen rissen nicht ab und verursachten einen fragwürdigen Freudentaumel, während in Deutschland neue Konzentrationslager gebaut wurden, um zur ethnischen Säuberung und vor allem zur sogenannten Endlösung in der Judenfrage beizutragen. Der italienische Diktator Mussolini und der deutsche Führer Hitler beschlossen eine Allianz gegen Großbritannien und Frankreich, der sie umgehend Taten folgen ließen. Dänemark und Norwegen wurde von deutschen Truppen besetzt und im Westen begann der Blitzkrieg gegen Frankreich mit der Schlacht um die nordfranzösische Stadt Dünkirchen. Am 14. Juni hatten die Deutschen Paris besetzt. Im Mai hatten bereits die ersten deutschen Bomben das niederländische Rotterdam zerstört. Deutsche Luftangriffe eröffneten den Krieg gegen Großbritannien und in Warschau wurden alle noch lebenden Juden laut einer Anordnung der deutschen Besatzer in ein Ghetto gesperrt. Es betraf 400.000 Menschen. Zum Ende des Jahres gipfelten die Vorbereitungen Adolf Hitlers zum Überfall auf die Sowjetunion in der sogenannten „Weisung Nr. 21“, die als der Fall Barbarossa in die Geschichte einging. In den USA hatte derweil eine der mutigsten Filmsatiren jener Zeit ihre Uraufführung – „Der große Diktator“ mit Charlie Chaplin in der Titelrolle.
1941: Immer noch beherrschte der Zweite Weltkrieg die Schlagzeilen in der ganzen Welt. Im Februar waren Truppen des Deutschen Afrikakorps unter Generalleutnant Erwin Rommel im nordafrikanischen Libyen eingetroffen und hatten die Hauptstadt Tripolis erreicht. Im April hatte Griechenland vor den Deutschen kapituliert und Athen wurde eingenommen. Der Weltherrscher-Anspruch Hitlers ging mit großem Menschen verachtenden Größenwahn einher. Der im Juni als „Unternehmen Barbarossa“ deklarierte Überfall auf die Sowjetunion begann. Zudem entließ Hitler seinen Heeres-Oberbefehlshaber Walther von Brauchitsch und übernahm an seiner Stelle selbst den Oberbefehl über das deutsche Heer. Den deutschen Truppen gelang es nicht, Moskau einzunehmen, dank der für den Winterkrieg besser ausgerüsteten Truppen unter dem russischen General Shukow. Amerika war nach dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor in den Zweiten Weltkrieg eingetreten. Inzwischen hatten sich die Großmächte USA und Großbritannien in der Atlantik-Charta geeinigt, gemeinsamen Widerstand zu leisten und auch die Sowjetunion zu unterstützen. Die Grauen des Krieges und seine Sinnlosigkeit hatte der deutsche, im Exil lebende Dramatiker Bertolt Brecht im Züricher Schauspielhaus uraufgeführt: „Mutter Courage und ihre Kinder“.
1942: Das Jahr, das immer noch keine Aussicht auf Frieden bot, begann mit der Berliner „Wannseekonferenz“. Einziges Thema der Konferenz war die „Endlösung der Judenfrage“ und die Organisation des Holocausts. In der Berliner Kroll-Oper, einem Gebäude nahe des Brandenburger Tores, fand die letzte Reichstagssitzung im Dritten Reich statt. Adolf Hitler, der als Oberster Gerichtsherr aus dieser Zusammenkunft ging, war an keine bis dato bestandenen Rechtsvorschriften mehr gebunden. Im März war der Krieg wie ein Bumerang nach Deutschland zurück gekommen. Ein Flächenbombardement der Britischen Luftstreitkräfte auf Lübeck war der erste zerstörerische Gegenschlag der Alliierten gegen das Deutsche Reich. Es folgte die Ostsee-Stadt Rostock, die fast völlig zerstört wurde. Viele Staaten hatten die „Interalliierte Erklärung zur Vernichtung der Juden 1942“ unterzeichnet, diese hatte auch in Großbritannien und den USA öffentliche Verbreitung gefunden und stellte eine klare Ablehnung der Vernichtung jüdischer Menschen dar. Die Schlacht um Sewastopol und die wenige Wochen später begonnene Schlacht von Stalingrad war ein weiterer, grausiger Tatbestand des Krieges.
In diesem Kriegssommer wurde die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ in München gegründet. Ihr gehörten u. a. Hans und Sophie, die Geschwister Scholl, an.
1943: Dass das neue Jahr mit dem Rückzug der 1. Panzerarmee des Deutschen Heeres aus dem Kaukasus begann und im Januar auch Generalfeldmarschall Friedrich Paulus mit seinen Truppen im Südkessel von Stalingrad kapitulierte, waren zwar gute Nachrichten, aber wenige Wochen später hatte der NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in seiner Berliner Sportpalastrede den „totalen Krieg“ proklamiert. Für die Deutschen war eine Niederlage immer noch undenkbar. Am selben Tag wurden in München Hans und Sophie Scholl verhaftet, zwei Widerstandskämpfer, die beim Verteilen von Flugblättern aufgegriffen worden waren. Sie wurden am 22. Februar hingerichtet.
Anfang Februar kapitulierte auch die 6. Deutsche Armee im Nordkessel Stalingrads. Etwa 90.000 deutsche Soldaten gerieten in sowjetische Gefangenschaft. Der Zweite Weltkrieg war endlich an einem Wendepunkt angekommen. Der Widerstand wurde an allen Fronten stärker. Selbst die Juden des Warschauer Ghettos versuchten sich verzweifelt zur Wehr zu setzen. Vom 19. April bis zum 16. Mai dauerte ihr Aufstand, der von den Deutschen unter dem Befehl von Jürgen Stroop niedergeschlagen wurde. Die große Warschauer Synagoge wurde gesprengt und der Abtransport etwa einer halben Millionen Juden in die Konzentrationslager begann.
In New York erschien erstmals „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, eine Erzählung, die nachhaltig die Herzen der Menschen in der ganzen Welt eroberte.
1944: Der Zweite Weltkrieg erreichte unwiderruflich seine Endphase, wenngleich er noch nicht gänzlich ausgefochten war. Die Heiterkeit die durch die Uraufführung des Films „Die Feuerzangenbowle“ verbreitet wurde, konnte kaum mehr von dem kriegerischen Alltag ablenken. Hitlers Truppen waren in Ungarn einmarschiert und in Deutschland ließ der Führer Jugendliche und Senioren einziehen. Er mobilisierte den „Volkssturm“. Auf der „Londoner Konferenz“, einem beratenden Gremium, wurden der derweil die sogenannten Zonenprotokolle erarbeitet, die ein Jahr später in das „Abkommen von Jalta“ einflossen und die Aufteilung Deutschlands nach dem Ende des Krieges beinhalteten.
Die Alliierten rückten überall weiter vor. Schon im Januar hatte die Rote Armee Leningrad von den Truppen der Deutschen Wehrmacht befreit. Die sowjetische Frühjahrsoffensive zwang die deutsche Ostfront zum Rückzug aus der Ukraine und die Alliierten landeten am 6. Juni in der Normandie. Das Konzentrationslager Majdanek in Polen war das erste Lager, das befreit werden konnte. Graf von Stauffenberg, der als Offizier dem Heer angehörte, verübte am 20. Juli ein Bombenattentat auf Adolf Hitler. Der Anschlag schlug fehl. Stauffenberg und seine Gefährten wurden hingerichtet. Die Rote Armee zog stetig weiter gen Westen und erreichte im Oktober in Ostpreußen die deutsche Grenze. Die Alliierten hatten bereits im September die Grenze des Deutschen Reiches passiert.
1945: Zu Beginn des Jahres kämpften sich die Alliierten Truppen weiter nach Deutschland durch. Daran konnte auch Adolf Hitler nichts mehr ändern. Am 30. April beging er Selbstmord. Die deutschen Truppen kapitulierten endgültig, als die Rote Armee in Berlin einmarschiert war. Am 8. Mai war der Zweite Weltkrieg in Europa endgültig vorbei. Nicht nur Deutschland stand vor einem Trümmerhaufen. Der Krieg hatte Millionen Menschen den Tod gebracht. Fast 7 Millionen Deutsche hatten den Krieg mit ihrem Leben bezahlt, etwa die Hälfte davon waren Zivilisten. Großbritannien hatte 430.000 Kriegstote zu beklagen. In Frankreich waren es 520.000 Soldaten und Zivilisten. Für die USA waren ca. 300.000 Soldaten gestorben und die Sowjetunion musste den Tod von fast 14 Millionen Zivilisten und Rotarmisten hinnehmen.
Deutschland und Österreich wurden im Sinne der „Konferenz von Jalta“ in Besatzungszonen aufgeteilt. Die Siegermächte, USA, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion erhielten in dieser Neuordnung Hoheitsrechte. Im November begannen die Nürnberger Prozesse, in denen die nationalsozialistischen Kriegsverbrecher ihrer Strafe zugeführt werden sollten.
Japan, das im Pazifikkrieg als Bestandteil des Zweiten Weltkrieges beteiligt war, verzeichnete die schlimmste Katastrophe seit Menschengedenken. Am 6. August tötete der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und am 9. August auf Nagasaki unmittelbar 92.000 Menschen. Die Kapitulation Japans erfolgte am 15. August.
1946: Das neue Jahr hatte den Krieg noch längst nicht aus den Erinnerungen verbannen können. Zu viele Familien hatte Angehörige verloren oder hofften darauf, dass sie noch aus der Gefangenschaft zurückkehren würden. Die meisten Frauen in Deutschland waren dabei, die Trümmer wegzuräumen und sich dem Neubeginn zu widmen. Deutschland war im Westen mit den westlichen Siegermächten dabei, eine neue Demokratie aufzubauen. In der Ostzone drückte die sowjetische Siegermacht der Politik ihren kommunistischen Stempel auf. Heiß umstritten war beispielsweise die Bodenreform. In Berlin war es besonders kompliziert. Hier hatten die Alliierten eine einzige Stadt in vier Zonen aufgeteilt.
Doch vorrangig war zunächst die Freude über den ersehnten Frieden. Dass der weitreichende Veränderungen zur Folge hatte, war allerdings nicht zu übersehen. Im Nürnberger Ärzteprozess standen 23 Angeklagte vor Gericht. Von Freispruch, über Haftstrafen bis zu sieben Todesstrafen lauteten die Urteile. Es folgten weitere Prozesse und ein Programm zur Entnazifizierung.
Die ganze Welt schien im Umbruch zu sein. Die Föderative Republik Jugoslawien bekam eine neue Verfassung, die Ungarische Volksrepublik wurde ausgerufen, der britische Staatsmann Winston Churchill prophezeite das Erstarken der Sowjetunion in Europa. Der Begriff „Eiserner Vorhang“ fiel zum ersten Mal.
Und in Deutschland hatte der erste Nachkriegsfilm Premiere: „Die Mörder sind unter uns“ mit Hildegard Knef.
1947: Der Wiederaufbau in ganz Deutschland konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich gewaltige Unterschiede in der Entwicklung zwischen dem Ostteil und dem Westteil des Landes abzeichneten. Das sahen auch die Siegermächte. Die Leitlinien, die US-Präsident Harry S. Truman vorgab, um eine totalitäre Macht der Sowjetunion im Osten einzudämmen, gingen als Truman-Doktrin in die Geschichte ein. Der Kalte Krieg hatte begonnen und der Westen Deutschlands erhielt dabei enorme Unterstützung aus den USA. Der amtierende amerikanische Außenminister George C. Marshall war der Initiator des nach ihm benannten Marshallplanes. Mit diesem riesigen Wirtschafts-Wiederaufbau-Programm kamen dem Westteil große Mengen an Rohstoffen, Lebensmitteln, Konsumgütern und vor allem Kredite zugute, während der Ostteil sich schwer tat, seine Wirtschaft in Gang zu bringen. Zudem war eine Umgestaltung im kommunistischen Sinne absehbar. Die beiden Landesteile entwickelten sich zusehends politisch gegensätzlich und allmählich gingen die Gemeinsamkeiten verloren, so dass ein Gesamtdeutschland kaum mehr vorstellbar war. Im Ostteil war es gezwungenermaßen und völlig undemokratisch zu einer Einheitspartei gekommen, der SED, in der die Sozialdemokraten und die Kommunisten vereint worden waren.
1948: Das Jahr begann mit einem erschütternden Ereignis in Indien. Der Pazifist Mahatma Gandhi fiel einem Attentat zum Opfer. Mit 79 Jahren starb Gandhi am 30. Januar.
Der angekündigte Marshallplan trat in den Westzonen Deutschlands in Kraft. 550 Millionen Dollar stellten die USA zur Verfügung in Form von Krediten und Rohstoffen. Doch Berlin stand in diesem Jahr besonders im Interesse der Weltöffentlichkeit. Die Sowjetunion erhob Anspruch auf die gesamte Stadt, in der sie bis dato nur eine Besatzungszone verwaltet hatte. Als die Währungsreform von den Westalliierten in dem Jahr realisierte wurde, die ausschließlich die Westzonen und die Westsektoren Berlins betraf, war das der sowjetischen Besatzungsmacht Anlass genug, eine Blockade zu errichten, um die Versorgung Westberlins über Autobahnen und Wasserwege zu verhindern. Die Sperre, die die Vertreibung der Westmächte aus Berlin zur Folge haben sollte, hatte keinen Erfolg, denn die die Alliierten versorgten die Stadt aus der Luft. Am 24. Juni begann die Luftbrücke offiziell mit den Versorgungsflügen. Die Berlin-Blockade wurde zu einem Akt der Solidarität und gleichermaßen zu einem harten Machtkampf im Kalten Krieg. Bis zum Jahresende hatten 100.000 Flugzeuge Westberlin erreicht.
1949: Die Hoffnung auf ein einheitliches Deutschland wurde in diesem Jahr zunichte gemacht. Am 23. Mai wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet und am 7. Oktober entstand die Deutsche Demokratische Republik. Sie wurde von der Westseite nicht anerkannt. Zwei Staaten auf deutschem Boden waren nicht im Sinne der Menschen und auch nicht der westlichen Politik. Die Gründung der BRD wurde von der Sowjetunion missbilligt, weil damit gegen bestehende Verträge verstoßen wurde. Die Gründung der DDR wiederum war den Westalliierten ein Dorn im Auge.
Viele Menschen gingen von Ost nach West, weil sie dort ohnehin bessere Lebensbedingungen vorfanden. Abgesehen von den politischen Gegebenheiten waren die Deutschen auf beiden Seiten nach wie vor damit beschäftigt, die Folgen des Krieges zu beseitigen, die Infrastruktur zu erneuern und auf die immer noch in Gefangenschaft verbliebenen Angehörigen zu hoffen.
Am 27. August wurde die Berliner Luftbrücke beendet. Ein Jahr lang hatte sie die Westberliner mit den sogenannten Rosinenbombern versorgt, um der territorialen Sperre der ostdeutschen Verkehrswege zu entgehen. Die Sowjetunion schockierte die USA und die ganze Welt. Sie zündete am 29. August in Semipalatinsk ihre erste Atombombe zu Testzwecken.
Quelle: http://was-war-wann.de