Jahrgänge
1905-1909

Geschichte:

1905: Während in Deutsch-Südwestafrika weiter gegen die Kolonialherrschaft gekämpft wurde, brach in Deutsch-Ostafrika ebenfalls der Krieg gegen die deutschen Kolonisten aus, bei dem zig-Tausende Afrikaner starben. Am „Petersburger Blutsonntag“ wurden friedliche Demonstranten brutal auseinander getrieben. Dieses Massaker war der Beginn der Russischen Revolution 1905 im Zarenreich. Vergnüglicher ging es in Berlin zu, als im Mai die legendäre Tänzerin Mata Hari, die spätere Spionin, unter rauschendem Jubel ihren exotischen Schleiertanz aufführte. Der österreichischen Schriftstellerin Bertha von Suttner verlieh man als erster Frau den Friedensnobelpreis für ihr Werk „Die Waffen nieder!“. Der deutsche Mediziner Robert Koch bekam ihn für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Tuberkulose. In einem feierlichen Akt wurde der Berliner Dom eingeweiht, dessen Bau 1894 begonnen hatte. In Dresden wurde die expressionistische Künstlergruppe „Die Brücke“ gegründet. Ebenfalls in Dresden und zwar in der Hofoper (heute Semperoper), wurde Richard Strauss’ Oper „Salome“ uraufgeführt. Und darauf ein Pilsner, ein Radeberger Pilsener, das Friedrich August III., der letzte König des sächsischen Königreiches, durch eine Verfügung zum Tafelgetränk seiner Majestät erhob.


1906: In seiner zweiten Amtszeit bekam Theodore Roosevelt für seine Vermittlerrolle zwischen Russland und Japan, die zum Frieden von Portsmouth führte, den Friedensnobelpreis verliehen. Die Königreiche Bayern und Württemberg feierten jeweils ihr 100-jähriges Bestehen. Zar Nikolaus II. schränkte die Machtbefugnisse seines 1. Parlamentes, der Duma, drastisch ein, was schließlich zu deren Auflösung führte. Das Kinderschutzgesetz von 1904 wurde mit einem neuen Gesetz untergraben, das besagte, dass Kinder unter 10 Jahren in Familienbetrieben mitarbeiten durften. Der Schumacher Wilhelm Voigt besetzte in einer spektakulären Aktion das Köpenicker Rathaus bei Berlin und verschaffte sich damit späteren, literarischen Ruhm als „Hauptmann von Köpenick“. Das offiziell bereits 1903 gegründete Deutsche Museum in München erlebte die Grundsteinlegung für seinen Neubau. Furore machte der Friseur Karl Nessler, der in London ein Gerät vorstellte, mit dem er Dauerwellen auf den Damenköpfen haltbar machen konnte. Die Welt wurde dessen ungeachtet von Erdbeben erschüttert. Unzählige Obdachlose und 3000 Tote waren die Bilanz der Erschütterungen in San Francisco. Mit einer Stärke von 8,2 forderte das Beben im chilenischen Valparaíso rund 20.000 Opfer. In Hongkong riss eine Flutwelle als Folge eines schweren Taifuns etwa 10.000 Menschen in den Tod. In Manchester schlossen sich die Geschäftspartner Henry Royce und Charles Rolls zusammen. Das war die Geburtsstunde des Edelautos Rolls-Royce. Im Deutschen Reich explodierten derweil die Fleischpreise.


1907: Die Niederschlagung der Bauernaufstände im rumänisch besiedelten Moldawien kostete ca. 11.000 Menschen das Leben. Etwa 12.000 Tote hinterließ ein Beben der Stärke 8,1 in Zentralasien. Das zwischen Frankreich und Großbritannien bestehende Militärbündnis „Entente cordiale“ wurde durch den Beitritt Russlands zur „Triple Entente“. Das geheime Verteidigungsbündnis „Dreibund“ wurde von den Partnern Österreich-Ungarn, Deutsches Reich und Italien für sechs Jahre verlängert. Oklahoma wurde als 46. Bundesstaat den Vereinigten Staaten von Amerika angegliedert. Die Brüder Louis Jean und Auguste Lumière veröffentlichten die ersten Farbfotos und der Henkel-Konzern brachte das erste selbsttätige Waschmittel auf den deutschen Markt. In Berlin öffnete das KaDeWe, das Kaufhaus des Westens seine Pforten, eine Einkaufsstätte über mehrere Etagen, die heute eine der exklusivsten Adressen ist. Für die Finanzwelt wurde das Jahr durch die Verunsicherung der Aktienanleger zur „Panik von 1907“ und die Musikwelt trauerte um den norwegischen Komponisten Edvard Grieg, der u.a. mit seiner Musik zu dem Schauspiel „Peer Gynt“ weit über die Grenzen seines Heimatlandes berühmt wurde.


1908: Der Dichter Wilhelm Busch hatte das Jahr nicht mehr erlebt. Der Schöpfer von „Max und Moritz“ starb am 9. Januar. In Amerika hatte Theodore Roosevelt eine dritte Amtsperiode abgelehnt. Neuer Präsident wurde William Howard Taft, ein enger Freund Roosevelts, der im darauf folgenden Jahr in sein Amt eingeführt wurde. Die Portugiesen hatten den Mord an ihrem König Karl I. und dessen Sohn, Kronprinz Ludwig Philipp, zu beklagen. Manuel II. wurde neuer Throninhaber. Früh übt sich..., in Peking wurde der erst zwei Jahre alte Pu Yi zum Kaiser gekrönt. Sein Schicksal wurde später verfilmt und der „Der letzte Kaiser“ geriet zum Kassenschlager. Die Annexion von Bosnien und Herzegowina durch Österreich-Ungarn führte europaweit zu einer Krise. Paris und Casablanca waren erstmals drahtlos miteinander verbunden. Dem Maschinenbauer und Flugpionier Hans Grade gelingt in Magdeburg der erste deutsche Motorflug und dem amerikanischen Flugzeugbauer Wilbur Wright gelang mit einem Flug, der 124,7Kilometer überbrückte, ein neuer Weltrekord. Flugzeit: 2 ½ Stunden. Die Dresdner Hausfrau Melitta Bentz experimentierte erfolgreich mit einem Kaffeefilter aus Löschpapier, der den Kaffeesatz aus der Tasse verbannte. Daraus entstand das Weltunternehmen „Melitta“. Die bereits renommierte Firma „Maggi“ brachte den ersten Brühwürfel auf den Markt, bzw. in die Kochtöpfe. Sportlicher Einsatz in höchstem Maße war bei den Olympischen Sommerspielen in London gefragt. Mit einer schweren Katastrophe endete das Jahr für die Sizilianer. Die Städte Reggio Calabria und Messina wurden durch ein verheerendes Erdbeben vernichtet, bei dem zwischen 75.000 und 100.000 Menschen umkamen.


1909: Erfindungen, die das Leben erleichterten, stießen auch 1909 auf großen Zuspruch. Die Deutsche Reichspost ermöglichte die Bezahlung ohne Bargeld. Ein Postscheck war von nun an als legitimes Zahlungsmittel gültig. Außerdem entstanden die ersten Postscheckämter, die heute in die Deutsche Postbank eingegliedert sind. Der amerikanische Ingenieur und Polarforscher Robert Edwin Peary machte auf sich aufmerksam, in dem er behauptete, den Nordpol als erster Mensch erreicht zu haben. Angezweifelt wird das allerdings bis heute. Die erste Flug-Überquerung des Ärmelkanals, die dem Franzosen Louis Blériot mit seinem Eindecker „Blériot XI“ gelang, wurde nicht bezweifelt. Unstrittig waren auch die Leistungen, die der deutsche Arzt Paul Ehrlich auf dem Gebiet der Krebsforschung vollbrachte. Er setzte erstmalig die Chemotherapie als Behandlungsmethode ein. Und dass die erste provisorische Übernachtungsmöglichkeit für Jugendliche im Märkischen Altena weltweit den Weg für Jugendherbergen bahnte, ist ebenfalls unzweifelhaft.


Quelle: http://was-war-wann.de