MITTEILUNGEN NR. 59 Juni 2000
Vorwort des 1. Vorsitzenden
Der Verein bezweckt die Zusammenführung ehemaliger Schüler und Lehrer des Städt. Engelbert-von-Berg-Gymnasiums zur Pflege der traditionellen Verbundenheit mit Schule und Stadt. Es dürfte auch unter den geänderten Verhältnissen sicherlich reizvoll und interessant sein, die Verbindung der Schule zu den nunmehr meist auswärtig ansässigen Ehemaligen im beiderseitigen Interesse nicht abreißen zu lassen. Zur Erreichung dieser Zielsetzung bemühen sich die Mitglieder des Vorstandes durch regelmäßig zugesandte Mitteilungen, Sie über die aktuellen Ereignisse im Zusammenhang mit dem Gymnasium und dem Verein zu informieren. Zur Kontaktpflege finden von Zeit zu Zeit Wiedersehenstreffen statt. Es kann darauf verwiesen werden, dass das letzte Treffen im Oktober 1998 einen übergroßen Erfolg verzeichnete. Schulische Maßnahmen, so z.B. die Vorbereitung zum Eintritt ins Internet, werden ebenso durch den Verein finanziell begleitet wie auch die jeweilige Abiturientia eine Unterstützung erfährt.
Dieser Aufgabe kann sich der Verein nur dann mit Erfolg stellen, wenn Sie Ihr Interesse wahrnehmbar, z.B. durch Ihr Erscheinen bei einer solchen Feier wie auch durch die Überweisung des Jahresbeitrages von 15,–DM bzw. 5,–DM für Studenten und Auszubildende bekunden (Kto.-Nr. 321/003087 BLZ Kreissparkasse Wipperfürth 37050221). Anregungen bzw. die Erklärung der Bereitschaft zur Mitarbeit würden sehr nützlich sein und dankbar zur Kenntnis genommen. Zur reibungslosen Organisation ist noch die Bitte erlaubt, den Verein über das E.v.B.-Gymnasium in Wipperfürth über bisher nicht berücksichtigte Adressen von Interessenten zu unterrichten.
Der Vorstand bedankt sich schon jetzt für die Beherzigung der vorstehenden Ausführungen.
Manfred Holterhoff
1. Vorsitzender
Neuerscheinung:
Wilhelm Zimmermann:
Engelbert von Berg im Schatten der Geschichte seiner Lebenszeit.
Hg.: Heimat u. Geschichtsverein Wipperfürth. Jahresgabe 1999.
> Dieter Metzler (30.06.1998)
Lieber Dieter,
du bist wie nur wenige Kollegen mit unserem Gymnasium und unserer Stadt Wipperfürth verbunden gewesen. Schon deine Schulzeit hast du im Engelbert-v.-Berg-Gymnasium verbracht. Nach dem Studium hast du seit 1967 als Diplomsportlehrer an unserer Schule unterrichtet, wobei du ganze Fußballergenerationen sachkundig angeleitet hast. Fußball blieb auch deine Leidenschaft, nachdem du dich von dem aktiven Vereinssport als Linksaußen und als Trainer zurückgezogen hast. Gern denken die Schülerinnen und Schüler auch an die Skifahrten zurück, die du organisiert hast. Bei solchen Tätigkeiten konntest du besonders dein organisatorisches Talent und dein dienstliches Engagement für die Schule und das sportliche Leben in der Stadt zeigen. Lehrern und Schülern gefiel deine humorvolle Art, mit der du immer wieder andere auf den Boden der Realität zurückgeholt hast. Du warst einfach der gute Kumpel, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte, der sich auch der SchülerInnen persönlich annahm, wenn sie in Schwierigkeiten steckten. Wir sind traurig, dass wir dir nach den harten Schicksalsschlägen, die dich getroffen haben, nicht mehr helfen konnten.
K. Bröder
> Dr. Willibald Voigt (03.08.1999)
Von 1979 bis 1999, also genau 20 Jahre, hat Herr Dr. Voigt das Engelbert-von-Berg-Gymnasium geleitet und in dieser verantwortungsvollen Position das Schulleben mitgestaltet, womit er sich in eine lange, stolze Schultradition einreiht, die eindrucksvoll in der Foto-Galerie der Schulleiter vor dem Sekretariat dokumentiert ist. Der Beginn dieser Amtstätigkeit wurde bestimmt durch den Umzug in den Neubau, für den er sich tatkräftig einsetzte. Ihm verdankt die Schule mit eine technische Ausstattung, die keinen Vergleich zu anderen Gymnasien zu scheuen braucht. In seiner Amtszeit nahm die Schülerzahl kontinuierlich zu, so dass die Fülle der Aufgaben wuchs und an sein organisatorisches
Geschick immer höhere Anforderungen gestellt wurden.
Wenn so viele unterschiedliche Persönlichkeiten in einem großen Kollegium aufeinandertreffen, treten auch Konflikte auf. Herr Dr. Voigt suchte hier ausgleichend zu wirken und solche Konflikte mit einem Schuss rheinischen Humors und Augenzwinkerns im kleinen Kreise zu regeln. Nach eigenen Worten hat er sich an der Schule wohlgefühlt, da er den Umgangston zwischen den Kolleginnen und Kollegen als sehr menschenfreundlich empfand, womit er auch sein eigenes Verständnis von den zwischenmenschlichen Beziehungen offenbarte. Offenheit und Toleranz waren ihm wichtige Anliegen. Er hatte für die Sorgen und Nöte der Schülerinnen und Schüler und der Kolleginnen und Kollegen ein offenes Ohr. Bezeichnenderweise war die Tür zu seinem Zimmer zumeist weit geöffnet und jeder konnte ihn ansprechen.
Er war kein Mensch, der große Gesten und Show schätzte. Auch liebte er nicht die salbungsvollen Worte, sondern war eher ein Pragmatiker, der sich bei allen Idealen immer den Blick für das Mögliche bewahrte. Utopien waren ihm suspekt, da sie nach seinen Worten die Menschen immer wieder ins Unglück geführt haben. Er vertrat die Auffassung, dass die Schule sich einerseits neuen Entwicklungen öffnen müsse, andererseits nicht allem Neuen hinterherhecheln dürfe. Sie müsse kritisch und mit Gelassenheit prüfen, was gebraucht werde und was nur vorübergehende Mode sei. Die Formulierung des Schulprogramms beschäftigte ihn besonders in seinem letzten Amtsjahr, wofür er sich mit seiner ganzen Arbeitskraft einsetzte. Leider konnte er diese Arbeit nicht mehr zu einem endgültigen Abschluss führen.
So hat er mit Augenmaß eine Reihe von bedeutsamen Fortentwicklungen in Angriff genommen. Das Kurssystem der Oberstufe, das zu Beginn seiner Amtstätigkeit noch teilweise in einer experimentellen Phase steckte, gewann unter seiner Leitung klarere Konturen, wobei er auf seine reichhaltigen Vorerfahrungen zurückgreifen konnte. Mit Surgères, Lentvaris und Wriezen wurden Schulpartnerschaften aufgebaut, in die Herr Dr. Voigt sich persönlich einbrachte. Ein besonders wichtiges Anliegen war ihm die Gründung eines bilingualen Zweiges, deren erste Jahrgänge er noch in seinen Dienstjahren erleben konnte. So weist seine Amtszeit eine Reihe von Erfolgen auf, von denen hier nur wenige gewürdigt werden konnten.
Dass ihm die Verwaltungstätigkeit mitunter davon abhielt, seinen persönlichen Neigungen nachzugehen, bedauerte er selbst. Vor allem die Geisteswelt der Antike und der alten Sprachen galt seine tiefe Zuneigung. Er blühte immer dann auf, wenn er mit Schülerinnen und Schülern, aber auch mit Kolleginnen und Kollegen darüber ins Gespräch kommen konnte. Im Ruhestand wollte er sich diesen Neigungen wieder stärker widmen.
Seine besondere Liebe galt seiner Familie, seiner Frau, seinen Kindern und nicht zuletzt seinen Enkelkindern. Seine Augen glänzten, wenn er von seinen Enkelkindern sprach. Auch für sie wollte er sich im Ruhestand mehr Zeit nehmen. Sie durften auch bei feierlichen Anlässen, zuletzt bei seiner Verabschiedung, nicht fehlen.
Dieses reiche Leben endete zu früh, zu abrupt. Es war ihm nicht mehr vergönnt, wie er es eigentlich geplant hatte, seine Nachfolgerin in ihr neues Amt einzuführen und sie mit den Details des Schulbetriebes vertraut zu machen.
K. Bröder
Frau Radermacher, unsere neue Schulleiterin
Mit Beginn des Schuljahres 1999/2000 hat Frau Radermacher am Engelbert-von-Berg-Gymnasium das Amt der Schulleiterin übernommen. Wie vielleicht nicht alle Leser wissen, ist Frau Radermacher eine gebürtige Wipperfürtherin. Sie besuchte zunächst die St. Antonius-Grundschule und anschließend das St. Angela-Gymnasium bis zur 6. Klasse, das damals noch reine Mädchenschule war. Ihre Schullaufbahn setzte sie nach der beruflich bedingten Übersiedlung der Eltern nach Odenthal fort am Lise-Meitner-Gymnasium in Leverkusen. Hier absolvierte sie auch ihre Abiturprüfung. Über ihre weitere Laufbahn berichtet Frau Radermacher: „Anschließend besuchte ich die Universität in Köln, wo ich Biologie und Englisch studierte. Während meiner Studienzeit, nach der Zwischenprüfung, unterrichtete ich am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Leverkusen, und zwar Biologie, so dass ich vor dem Referendariat Erfahrungen mitbrachte aus den Stufen 5 bis 11.“
Befragt, warum sie sich für den Lehrberuf entschieden hat, erklärt Frau Radermacher: „Da muss ich ganz weit zurück gehen. Ich habe den Wunsch, Lehrerin zu werden, schon als kleines Mädchen geäußert. Ich war die Älteste in der Familie – wir waren drei Kinder – und ich wurde sehr früh in die Verantwortung genommen, musste aufpassen und vermitteln. Ich habe sehr früh begonnen, anderen etwas beizubringen – zumeist waren es Dinge aus der Schule – und das hat mir sehr viel Freude gemacht.“
Nach Beendigung der Referendarzeit übernahm Frau Radermacher in Hilden für eine erkrankte Kollegin den Unterricht. Ihre weitere berufliche Laufbahn führte sie zum Pascal-Gymnasium in Grevenbroich, wo sie 13 Jahre als Lehrerin tätig war. Über diese Zeit erzählt sie: „Dort habe ich mich ausgesprochen wohl gefühlt. Am Pascal-Gymnasium hatte ich die Möglichkeit, mit ganz verschiedenen Aufgaben in Kontakt zu kommen und ganz verschiedene Dinge zu lernen. Ich war Klassenlehrerin, Jahrgangsstufenleiterin, im Lehrerrat, in der Schulkonferenz und am Schluss nahm ich sogar Schulleitungaufgaben wahr. Ich erstellte den Stundenplan und war für den Vertretungsplan verantwortlich.“ So vorbereitet bewarb sie sich erfolgreich auf die Stelle einer stellvertretenden Schulleiterin in Odenthal, ihrer alten Heimat. Angesichts der kollegialen Zusammenarbeit an dieser Schule denkt sie auch an diese Zeit gerne zurück und der Abschied von dort fiel ihr wiederum nicht leicht. Auf die Frage, ob Verwaltungstätigkeiten solcher Art nicht ermüdend seien und den Amtsinhaber „auffräßen“, antwortet Frau Radermacher: „1984, als ich Oberrätin wurde, habe ich gesagt, mit Verwaltung will ich nichts zu tun haben. Der Computer war damals für mich das Horror-Gerät. Wer das heute hört, der schmunzelt, denn in Odenthal habe ich die gesamte Verwaltungssoftware eingeführt und viele Jahre alleine betreut. Verwaltungstätigkeit hat, wie ich feststellen musste, sehr viel mit aktiver Organisation zu tun, einer Sache, die mir sehr viel Spaß macht: Ein System so zu strukturieren, dass es gut und ohne viele Reibungsverluste läuft; dabei dürfen aber die Interessen und Sorgen der Beteiligten nicht verloren gehen und müssen ausgewogen Berücksichtigung finden. Allerdings muss ich Ihnen Recht geben, mittlerweile nimmt für mich als Schulleiterin die reine Verwaltungsarbeit sehr viel Zeit in Anspruch, so dass das, was ich auch gerne mache, nämlich unterrichten, in meinem Stundenplan einen geringeren Anteil hat.“
Für ihre Leitungsfunktion am Engelbert-von-Berg-Gymnasium hat Frau Radermacher einige Vorstellungen entwickelt: „Ich habe mich für diese Schule beworben, weil ich gewisse Dinge vorfand, die mir sowieso entgegenkamen. Das war z. B. der bilinguale Unterricht, den möchte ich gerne fortführen. In dem Zusammenhang hoffe ich auch, dass ein Schüleraustausch mit einem englisch sprachigen Land ins Leben gerufen werden kann. Aus Erfahrung weiß ich jedoch, wie schwer es z. B. ist, mit England einen Austausch herbeizuführen. Ich selber möchte im Bereich der Methodik das „Lernen lernen“ ausgestalten. Alle Fächer vermitteln irgendwann, wie ein Referat gehalten werden muss und wie man am besten lernt oder einen Vortrag erarbeitet. Aber das muss systematisiert werden und in den verschiedenen Stufen altersgemäß an die Schüler herangebracht werden. Methodisch wichtige Dinge werden den Oberstufenschülern zu Beginn der Oberstufe konzentriert vermittelt und sie werden trainiert. Das wäre eine lohnende Sache, die man hier machen könnte, denn diese Arbeit zahlt sich für die Arbeit im Unterricht aus. Da ich Erfahrungen habe und in Odenthal zum Teil mit initiiert und moderiert habe, hoffe ich, dass sich da etwas bewegen lässt. Was ich in Odenthal außerdem umgesetzt habe, war die informations- und kommunikationstechnische Grundbildung am Computer in der Mittelstufe mit dem Ziel, dass jede Schülerin und jeder Schüler in verschiedenen Fächern und in unterschiedlichen Programmen Kenntnisse erwerben konnte.“
Ein kooperatives Klima ist unserer neuen Schulleiterin ein wichtiges Anliegen: „Die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Gruppen: Eltern, Lehrern, Schülern, die ist natürlich sehr wichtig. Und mit Hilfe anderer wird es meine Rolle sein, zu koordinieren und zu moderieren. An beiden früheren Gymnasien habe ich die Erfahrung gemacht, dass man mit allen Gruppen sehr schön zusammenarbeiten kann. Zunächst mit den Kollegen ist dies eine ganz wichtige Sache, aber auch die Eltern haben viele Ideen und sie setzen sich auch ein für Erneuerungen an der Schule. Ebenso haben die Schüler hervorragende Ideen und bringen sie arbeitsmäßig ein. Schule darf nicht statisch sein, auch ein Schulprogramm ist auf Kontinuität und Entwicklung angelegt.“ Gerade über das Schulprogramm erhofft Frau Radermacher sich eine Weiterentwicklung der Schule im Dialog aller Beteiligter.
Auch für die Zusammenarbeit mit der Stadt als Schulträger bringt sie Erfahrungen aus Odenthal mit.
Nachdem sie zweimal gebaut hat und mehrfach umgezogen ist, kann Frau Radermacher sich nicht zu einem weiteren Umzug, nun nach Wipperfürth, entschließen, sie betont jedoch: „Ich wohne nah genug und fahre – auch wenn es am Tag mehrfach nötig sein sollte – hierher und komme meinen Verpflichtungen nach. Verpflichtungen heißt aber nicht, dass ich dies ungern mache, denn ich habe mich auf diese Stelle beworben, weil ich meine Aufgaben ernst nehme und mir die Arbeit auch Spaß macht. Ich werde hierher kommen und hoffe auch an dem teilzuhaben, was für Wipperfürth wichtig ist, vor allem dann, wenn das EvB direkt betroffen ist… Ich bin ja aus Wipperfürth, so weit außen vor stehe ich nicht.“
K. Bröder
Der neue Mann in Zimmer 003: Herr Beinghaus
Seit Schuljahresbeginn 1999/2000 hat das EvB einen neuen stellvertretenden Schulleiter. Den meisten Lesern ist dieser Mann längst bekannt – sei es als früherer Schüler, Mitschüler oder als Lehrer. Und dennoch wollten wir ihn zu seiner neuen Aufgabe und damit verbundenen Gedanken befragen.
Herr Beinghaus, wie sahen Ihre bisherigen beruflichen Stationen aus?
Ich habe hier an dieser Schule das Abitur gemacht, in Köln Mathematik und Physik studiert, die Referendarzeit in Leverkusen absolviert, habe zwei Jahre in Bensberg am Albertus Magnus Gymnasium unterrichtet und bin dann vor 17 Jahren wieder an diese Schule zurück gekehrt. In meiner bisherigen Lehrertätigkeit hatte ich das Glück, dass ich viele ausserunterrichtliche Tätigkeiten wahrnehmen durfte. Hierzu gehörten die Tätigkeiten als Fachberater und Fachmoderator im Fach Mathematik, die Leitung eines Studienkurses in Zusammenarbeit mit der Fernuni in Hagen, Mitglied des Staatlichen Prüfungsamtes in Bochum und Mitarbeit in unterschiedlichen Arbeitsgruppen zur Entwicklung des Mathematikunterrichtes. Alle diese Tätigkeiten haben mir viel Freude bereitet.
Welche drei Stichworte fallen Ihnen zum Thema „Schule“ ein?
Schüler – Lernatmosphäre – Schulbetrieb.
Die Schüler sind die Hauptakteure einer Schule und bilden deren Rückgrad. Zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Schülern und Lehrern gehört eine entspannte Atmosphäre, in der sich alle Beteiligten wohl fühlen und nach ihren individuellen Fähigkeiten frei entfalten können. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ein solcher Betrieb mit 1062 Schülerinnen und Schülern, wie wir ihn haben, ohne Regeln ablaufen kann. Bei solch einer großen Gemeinschaft ist die Einhaltung bestimmter Verhaltensregeln unumgänglich, damit der Schulbetrieb möglichst ruhig und reibungsfrei abläuft.
Zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit in einer Zweckgemeinschaft gehört aber auch, dass man Konflikte miteinander austrägt, – dies aber in einer offenen und fairen Art. Dies trägt zur Belebung und Weiterentwicklung bei.
Welche drei Stichworte fallen Ihnen zum Thema „Schulleitung“ ein?
Organisation-Führung-Zielsetzung
Zur Leitung einer Schule gehört es, den Schulbetrieb so zu organisieren, damit dieser für alle Beteiligten möglichst effizient und Kräfte sparend ablaufen kann. Hierzu gehört es auch, als Schulleitung darauf zu achten, dass die Regeln, von denen ich vorher sprach, eingehalten werden.
Bestimmte Zielsetzungen im Auge behalten und versuchen, sie zu verwirklichen, wobei man dabei die gesamte Schulgemeinde mit berücksichtigen muss. Impulse der einzelnen Beteiligten aufgreifen, um daraus gemeinsame Zielsetzungen zu entwickeln, in denen sich alle wiederfinden können. Schulleitung muss alle Beteiligten am Schulbetrieb Eltern, Schüler und Lehrer berücksichtigen und versuchen, diese miteinander in Einklang zu bringen. Nur ein Orchester, in dem alle Akteure aufeinander hören und sich einem gemeinsamen Ziel unterwerfen, erzeugt harmonische Töne.
Was unterscheidet das EvB von anderen Schulen?
Ich denke, das positive an dem EvB-Gymnasium ist, dass die Atmosphäre untereinander ganz gut stimmt. Wir pflegen einen menschlichen Umgang miteinander auch über die einzelnen Gruppen hinaus.
Wir sind eine relativ große Schule, wodurch wir die Möglichkeit haben, uns in vielen Richtungen zu entfalten.
Die Ausstattung unserer Schule ist gut. Dies wird einem bewusst, wenn man Gymnasien in den Großstädten besucht. Was das Leistungsvermögen unserer Schule anbetrifft, würde ich aus der Sicht des Fachberaters und des Fachmoderators sagen, dass wir etwas über dem Durchschnitt liegen. Wir sind keine Eliteschule, aber unsere Arbeit kann sich sehen lassen.
Welchen Stellenwert hat Ihrer Meinung nach Leistung an einer heutigen Schule?
Zum Gymnasium gehört eine gewisse Leistungsbereitschaft der Schüler aber auch der Lehrer, die mit ihrem Unterricht den Nährboden für eine gute Schülerleistung legen.
Ich persönlich spreche mich für eine gesicherte und fundierte Leistung aus, ohne dabei unbedingt an der Spitze liegen zu müssen. Das absolute Streben nach Elite, mit dem Ziel dieses nach außen hin zur Schau zu tragen, versperrt oft den Blick nach links und rechts. Aber auch diese Rundumblicke bringen Erkenntnisse und können einen sicher auf dem eingeschlagenen Weg voran bringen. Ich halte eine gesunde Leistungsbereitschaft auf breiter Basis für wünschenswert.
Was ließe sich am EvB verbessern?
Ich wüsste im Moment keine konkreten großen Ziele, die in absehbarer Zeit in Angriff genommen werden müssten. Dazu bin ich zu lange in diesem Betrieb drin und habe im Vorfeld schon immer in Arbeitsgruppen an Dingen mitarbeiten können, die ich für lohnenswert gehalten habe. Ich könnte deshalb nicht sagen, nur weil ich die neue Stelle übernommen habe, „So, das und das muss in absehbarer Zeit stark verbessert werden“.
Ich glaube jedoch, dass wir im Gymnasium insgesamt vor einer großen Veränderung stehen. Das Lernen wird sich durch die neuen Medien stark verändern. Es wird nicht mehr in erster Linie darauf ankommen, Wissen anzusammeln und zu behalten. Alle Informationen sind heute auf einen Klick druckfertig zu erhalten, wenn man nur die richtige Adresse weiß. Auf Grund dieser übermächtigen Fülle wird die Zukunft des Lernens darauf gerichtet sein, schnell Informationen zu beschaffen, sie zu filtern, um daraus die richtigen wegweisenden Schlussfolgerungen zu ziehen. Der Computer wird in allen Bereichen zu einem festen Handwerkzeug, in dem die früheren unverzichtbaren Hilfswerkzeuge wie Bleistift, Heft und Buch in verbesserter Form vereinigt sind. Die Unterrichtsinhalte und Methoden werden sich verändern müssen. Darauf haben übrigens nach meiner Meinung die neuen Richtlinien noch zu wenig reagiert, zumindest was „mein Fach“ Mathematik angeht.
In Zukunft wird nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrer mehr Teamfähigkeit von Bedeutung sein. Von uns allen wird in immer weniger Zeit mehr Arbeit zur Lösung von komplexeren Aufgaben verlangt, was nur durch eine Aufgabenverteilung zu bewältigen sein wird. Wir alle denken noch zu sehr als Einzelkämpfer und haben die Vorteile einer Teamarbeit noch nicht erkannt.
Sie waren selber hier Schüler und haben seither viele Erfahrungen gesammelt. Haben sich die Schüler verändert in den letzten Jahren?
Das E.v.B.-Gymnasium hat sich die gute und menschliche Atmosphäre über Generationen hinweg bewahrt. Der einzelne Schüler hingegen hat sich schon verändert. Er ist durch die Erziehung mehr zum Individuum geworden, mit stärkeren individuellen Ausprägungsmerkmalen. Es ist heute nicht mehr so, dass Kinder in einer Großfamilie mit unterschiedlichen Altersstrukturen aufwachsen und sich dadurch schon in ihrer Prägephase der Gemeinschaft unterwerfen müssen. Vielmehr werden die Kinder heute zum Mittelpunkt in der Familie. Sie werden in vielfältiger Hinsicht geprägt und gefördert.
Dies hat einerseits zur Folge, dass Schüler egoistischer geworden sind und erst in der Schule lernen, sich einer Gemeinschaft zu unterwerfen und in dieser einen sinnvollen Beitrag zum Allgemeinwohl zu leisten. Dies sehen wir deutlich an den unteren Jahrgängen.
Andererseits sind die Schüler selbstbewusster geworden, weil sie durch die ausgeprägte Individualerziehung in vielerlei Hinsicht stärker gefördert worden sind. Einzelne Schüler bringen heute in vielen Bereichen Fähigkeiten mit, die ein Lehrer in seinem ganzen Leben nicht mehr erlangen kann. Schüler haben sich den Computerbereich weitgehend ohne die Schule erschlossen. Diese individuellen Fähigkeiten bilden ein unschätzbares Potential für die gesamte Schule, die wir noch stärker nutzen könnten. Wir unterschätzen unsere Schüler.
Steht dem nicht die derzeitige Erhöhung der Klassenstärken entgegen?
Was den Unterricht betrifft, tritt sicherlich durch die höhere Klassenfrequenz die Individualförderung wieder in den Hintergrund, aber das kann teilweise durch andere Unterrichtsmethoden aufgefangen werden. Durch Gruppenarbeit kann die Aktivität der einzelnen Schüler gesteigert und gleichzeitig Teamfähigkeit erlebt und geschult werden. Selbsttätiges Lernen stärkt die Eigeninitiative und das individuelle Lernvermögen. Durch projektartiges Lernen könnte das unterschiedliche Vorwissen der Schüler besser genutzt werden.
Könnte man bei einer Gegenüberstellung früher – heute sagen: Früher waren die Schüler fleißiger?
Ich glaube nicht. Es hat früher schon immer strebsame und lernwillige Schüler gegeben, und auch Schüler, die versucht haben, mit einem Minimum an Arbeit durch die Schullaufbahn zu kommen – und heute teilweise in guten Positionen sitzen. Da haben wir also keinen Wandel in den Generationen erfahren.
Die Anzahl derjenigen, die jedoch vollkommen aussteigen und keine Lebensperspektive mehr sehen ist, gegenüber früher erheblich gestiegen. Ich bedauere das außerordentlich, weil sich dahinter tragische Lebensschicksale verbergen.
Wenn nun die berühmte „gute Fee“ erscheinen würde und sagte: „Herr Beinghaus, sie haben drei Wünsche frei!“, welche wären das?
(Spontanes Lachen) Zuerst in finanzieller Hinsicht eine hervorragende Ausstattung mit allen Möglichkeiten für die Schule. Der zweite Wunsch: Eine aktive Schulgemeinde, Eltern, Schüler und Lehrer, mit dem Ziel, gemeinsam Dinge voranzutreiben. Einen ersten Schritt haben wir mit der Erstellung des Schulprogramms gemacht.
(Ein dritter Wunsch fällt dem Interviewten auf die Schnelle nicht ein. Bescheidenheit?)
Was verstehen Sie – bezogen auf das EvB – unter „Tradition“?
Die Schule hat eine lange Tradition. Durch den Ehemaligenverein hat Sie es verstanden, nie den Kontakt zu den ehemaligen Schülern abbrechen zu lassen. Dies zeigen die Wiedersehenstreffen und die Studienberatungen durch ehemalige E.v.B.-Schüler. Der Wunsch, den Kontakt nicht ganz zu seiner ehemaligen Schule abbrechen zu lassen, ist natürlich. Denn die eigene Schulzeit ist ein Lebensabschnitt, den man mit seinen positiven und negativen Seiten in seinem ganzen Leben nicht mehr vergisst. Das Interesse des Ehemaligenvereins an dem aktuellen Schulgeschehen und auch die Hilfe, die das E.v.B. durch den Verein erfährt, zeigen deutlich, dass die ehemaligen Schüler gerne den Kontakt zu ihrer alten Schule suchen. Das spricht für die vorher schon angesprochene Atmosphäre dieser Schule. Als ehemaliger Schüler und langjähriger Schriftführer im Ehemaligenverein fühle ich mich seit Jahrzehnten mit dieser Schule eng verbunden und es freut mich, dass ich durch meine neue Aufgabe die Möglichkeit habe, die Geschicke dieses traditionsreichen Gymnasiums ein wenig mitbestimmen zu können.
Vielen Dank für das Interview und eine glückliche Hand bei den zukünftigen Aufgaben.
M. Henn
Mega – Party 98
Unter diesem Namen fand im Oktober 1998 die Feier des Ehemaligenvereins in den Räumlichkeiten des Neye-Hotels statt. Nachdem das Interesse an der Wiedersehensfeier in den letzten Jahren nachgelassen hatte und vor allem die jüngeren Abiturienten ausblieben, wollten wir mit einem neuen Konzept möglichst alle Altersstufen ansprechen.
Daß das Konzept stimmte, zeigte sich im Laufe des Abends. Mit zeitweise bis zu 350 Gästen war das Neyehotel quasi „ausgebucht“. Die langen Biertischreihen im Partykeller waren voll besetzt. Die Klasse des Jahrgangs 1973 nutzte diese Gelegenheit für ihr Klassentreffen. Die Disco-Tanzfläche konnte als solche nur selten genutzt werden, weil sich dort, so wie vor den beiden Theken, die Gäste drängten. In den oberen Räumen ging es zwar etwas gemütlicher zu, aber auch hier waren fast alle Tische besetzt, schließlich hatte Rolf Hardenbicker ein Fässchen französischen Rotwein spendiert.
Vom gerade entlassenen Abiturjahrgang 98 über Herrn Studienrat Jores bis hin zum ältesten Gast, dem ehemaligen stellvertretenden Direktor Herrn Peyinghaus (geb. 1910), war jede Altersklasse vertreten.
Dass das Personal stark überlastet war und man somit teilweise recht lange auf das nächste Bier warten musste, war zwar ärgerlich, aber die gute Stimmung wurde dadurch kaum beeinträchtigt. Bis in die frühen Morgenstunden wurde kräftig gefeiert.
Aufgrund des überragenden Erfolgs wird dieses Jahr die „Megaparty 2000“ stattfinden! Nähere Infos dazu auf dem beiliegenden Blatt.